Vielleicht kennen Sie das: Seit Stunden kämpfen Sie sich durch die Gänge eines klammen Verlieses, strecken Feind um Feind nieder und suchen in den bröckelnden Steinmauern nach Geheimgängen. Der Troll im vorletzten Raum hat Ihren Brustpanzer schwer in Mitleidenschaft gezogen und Sie brauchen dringend Ersatz. Vorsichtig biegen Sie um eine Ecke und – endlich, auf einem Rüstungsständer thront ein prächtiger Harnisch. Aufmerksam prüfen Sie ihn. Er ist deutlich stabiler als Ihr altes Exemplar und Sie sind auch stark genug, um ihn tragen zu können. Doch dann stutzen Sie: „Anzulegen an: Truhe“? Und was sind das für sonderbare „Baseballschläger“, die – wohl über Ihre Verwunderung amüsiert – von der Decke auf Sie herabblicken und sich mit ihren ledrigen Flügeln gähnend über das Maul streichen?
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Ab und zu bekommen wir die Gelegenheit, ein Computer- oder Handyspiel zu lokalisieren. Solche Produkte sind besonders kontextsensitiv, weshalb umfassendes Referenzmaterial erforderlich ist, zum Beispiel Handbücher, Videos, Screenshots und Beschreibungen, am besten jedoch das Spiel selbst. Andernfalls entstehen fast immer kuriose Übersetzungsfehler, die den Spieler aus dem Erlebnis herausreißen, da ihm plötzlich vor Augen geführt wird: All das ist gar nicht echt! Die Illusion bricht zusammen.
Wenn ein Übersetzer an einem Videospiel arbeitet, liegt ein Großteil des zu übersetzenden Texts nicht als Fließtext vor wie bei einem Buch oder einer Website, vielmehr bestehen die zahlreichen sogenannten Strings oft nur aus einzelnen Wörtern, die später an den richtigen Stellen im Spiel eingefügt werden. Bei „sword“ oder „dragon“ mag die Übersetzung aus dem Englischen kein Problem sein, aber „chest“ oder „bat“ sind schon schwieriger. Wenn der Übersetzer zumindest weiß, dass das Spiel in einer mittelalterlichen Fantasywelt angesiedelt ist, kann er ahnen, dass mit „bat“ eher eine Fledermaus als ein Baseballschläger gemeint sein wird, doch spätestens bei „chest“ sitzt er in einer Zwickmühle. Im Beispiel oben wäre zwar „Brust“ richtig gewesen, sprich den Harnisch um die Brust schnallen, aber einer reich mit Schätzen gefüllten Truhe hätte man in dem alten Gemäuer genauso gut begegnen können.
Einen Anhaltspunkt kann der „Key“ liefern, der jeden String eindeutig identifiziert und damit manchmal etwas Kontext mitliefert. Der Key für „chest“ könnte etwa „en.strings;EquipmentSlot_004“ lauten und darauf hinweisen, dass es sich um einen Platz handelt, an den ein Gegenstand angelegt wird. Sortiert man die einzelnen Strings im Übersetzungstool nach Key, könnte sich zudem herausstellen, dass es sich bei EquipmentSlot_001 bis 003 um „head“, „legs“ und „hands“, also um andere Körperteile handelt.
Aber warum denn überhaupt „Brust“ und nicht gleich „Oberkörper“, wenn dies im Deutschen passender erscheint, da das entsprechende Kleidungsstück meist bis zum Hosenbund reicht? Auch das hat einen Grund, denn das Textfeld, in dem in der englischen Fassung „chest“ angezeigt wird, ist unter Umständen nur auf 5 Buchstaben ausgelegt und zu kurz für ein längeres Wort. Auch um dies prüfen zu können, müssen Screenshots oder das volle Spiel zur Verfügung gestellt werden.
Kurzum: Eine Videospiel-Übersetzung bringt ganz eigene Herausforderungen mit sich. Wir kennen sie!
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